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  Tinnitus:  

Warum Hörgeräte bei Tinnitus wirken!

Tinnitus ist zunächst keine Krankheit, sondern ein Wahrnehmungsproblem im Hörzentrum des Gehirns. Ursachen werden viele genannt. Die beiden Hauptauslöser sind ein Hörschaden und/oder Stress. Die lästigen Geräusche kommen nicht direkt vom Innenohr, sondern enstehen im Gehirn durch Überlastung oder verminderte akustische Reize in Folge von Hörschäden. Übrigens werden Ursache und Wirkung oft verwechselt. Ein Hörschaden ist oft die Ursache des Tinnitus, nicht umgekehrt.

Das Hörzentrum beschäftigt sich ständig mit Geräuschen, die unbewußt verarbeitet und bei Unwichtigkeit gar nicht erst wahrgenommen werden (Uhrenticken, Lüfter, Pumpen, etc.). Kleinste Geräusche jedoch, die fremdartig aus dem gewohnten Raster herausfallen, werden sofort ins Bewußtsein befördert und fordern unsere Aufmerksamkeit! ( Feuerknistern, Rascheln von Mäusen, Einbrecher,…).

 

Hat unser Hörzentrum wegen eines Hörschadens oder extremer Stille zu wenig zu tun, neigt es zu Eigenkreationen. Diese stehen oft in engem Zusammenhang mit dem Hörschaden. Bei Hochtonverlusten zischt oder piepst es. Bei Tiefton- oder Breitbandverlusten brummt oder rauscht es. Tinnitus entsteht also ähnlich wie Phantomschmerzen. Teile unseres Gehirns scheinen durch Unterforderung regelrecht auszurasten. Genauso wie einem Beinamputierten der nicht mehr vorhandene Fuß schmerzen kann, kann durch Minderung der Hörfähigkeit das Ohr sausen.

Aus unserer Praxis gesprochen, haben wir sehr häufig Erfolge, den Tinnitus mit einer Versorgung durch Hörsysteme zu beruhigen. Leider ist diese Tatsache auch bei Fachleuten nicht immer bekannt. Liegt kein Hörschaden vor, kann ein Noiser (leiser Rauschgenerator) dem Hörzentrum das Verdrängen unwichtiger Geräusche wieder antrainieren (Retraining).

Wenn Sie Ihren Hörstatus im vorab testen möchten:            

Folgende Pressemitteilung der FGH gibt über den Zusammenhang zwischen Hörschaden und Tinnitus Auskunft:

Tinnitus kann bewältigt werden (fgh)
Es pfeift, sirrt oder brummt – und es nervt. Die Rede ist von Ohrgeräuschen, die einen ständig begleiten: Tinnitus. Drei Millionen Menschen in Deutschland haben diese Ohrgeräusche und jeder zweite leidet sehr darunter. Ein Wundermittel gegen Tinnitus gibt es nicht. Aber man kann das Problem lösen und den Tinnitus bewältigen. Hierfür gibt es unterschiedliche Ansätze. Ein wichtiger ist die Versorgung mit Hörgeräten, denn acht von zehn Tinnituspatienten haben zugleich auch Hörprobleme.

Tinnitus kann unterschiedlichste Auslöser haben. “Bei 80 Prozent der Tinnitusbetroffenen findet sich eine Hörminderung. Der dadurch bestehende Hörstress gilt als wichtiger Faktor für die Ohrgeräusche. Deshalb wird diesen Patienten bei der Tinnitusbehandlung dringend empfohlen, Hörgeräte zu nutzen”, so Dr. Seidler, Chefarzt der Tinnitus-Spezialklinik der Bosenberg Klinik in St. Wendel/Saar. Wer dank Hörgeräten besser hört und versteht, hat weniger Stress beim Hören. Zugleich tritt das Ohrgeräusch oft in den Hintergrund, wenn die Außengeräusche wieder vollständig wahrgenommen werden. “Sogar bei nur einseitiger Schwerhörigkeit”, so Seidler, “profitieren die Tinnitus-Patienten von einem Hörgerät.”

Doch eine aktuelle Studie der Tinnitusklinik zeigt, wie schlecht die Patienten versorgt sind. So waren 88 Prozent derer, die Tinnitus und eine Hörminderung hatten, nicht mit Hörgeräten versorgt. Selbst bei hochgradigem Hörverlust verwendete fast die Hälfte (43 Prozent) keine Hörgeräte. Hier bleibt eine wesentliche Chance zur Tinnitusbewältigung ungenutzt. Dazu kommen belastende Kommunikationsprobleme.

Neben der Versorgung mit Hörgeräten geht es bei der Behandlung von Tinnitus aber auch darum, das eigene Verhalten zu ändern und anders mit Stress umzugehen. So sollte man sich von den Sorgen wegen des Tinnitus nicht vollkommen blockieren lassen und auch nicht ständig in sich hinein horchen. Hier helfen Entspannungsübungen, Physiotherapie, das Gespräch in einer Selbsthilfegruppe, Sport und eine positive Lebenseinstellung. Die Deutsche Tinnitus-Liga empfiehlt die Retraining-Therapie, bei der HNO-Ärzte, Psychologen und Hörakustiker zusammen arbeiten, um die Betroffenen zu unterstützen. Dabei wird unter anderem an der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung gearbeitet. Denn wenn es einem gelingt, den Tinnitus nicht als unerträgliches Schicksal, sondern als einen von vielen Aspekten des Lebens zu sehen, nimmt man ihm die Macht. So kann man lernen, ihn zu überhören – wie das Brummen des Kühlschranks.

Wer weitere Fragen zu Ohrgeräuschen und Hörproblemen hat, kann sich an das Beratungstelefon Deutsche Tinnitus-Liga e.V. wenden:

Beratungstelefon („Betroffene für Betroffene“), auch für Nicht-Mitglieder

Telefon: 0202 / 24 652 – 74

Montag und Donnerstag: 10:00 – 12:00 Uhr
Dienstag: 16:00 – 18:00 Uhr
Mittwoch: 10:00 – 16:00 Uhr